Archiv für die Kategorie ‘Estland’

Von Danzig nach Tallinn – 04.08.-19.08.2018

Freitag, 24. August 2018

Am darauffolgenden Tag ging es mit der Fähre wieder runter von dieser schönen kleinen Insel – Gott sei Dank dieses Mal mit einem größeren Katamaran. Natürlich musste die See ausgerechnet an diesem Tag gerade wie ein Brett sein, war ja klar…

Auf’s Estnische Festland ging es allerdings noch nicht, sondern für die nächsten zwei Tage zunächst auf die zwei vorgelagerten Inseln Saaremaa und Hiiumaa. Viel von der Ostsee bekamen wir hier leider nicht zu sehen, da der offizielle Radweg nicht direkt an der Küste entlang führt, sondern über die wenigen größeren Straßen, die die Küstenorte miteinander verbinden. Für einen Blick auf die Ostsee hätten wir jeweils teilweise mehrere Kilometer Stichstraßen fahren müssen, aber das haben wir uns dann doch geklemmt.

Beide Inseln sind gekennzeichnet durch viel Wald, Hiiumaa zählt sogar zur waldreichsten Region Estlands. Noch ein Grund, weshalb man vermeintlich dicht an der Küste wenig von selbiger zu Gesicht bekommt.

Pause auf Hiiumaa im Bushäuschen

Pause auf Hiiumaa im Bushäuschen

Wir haben das Internet gefunden!

Wir haben das Internet gefunden!

Unsere erste Station auf Estnischem Festland hieß dann Haapsalu, eine ganz interessante Kleinstadt an der Küste. Sie verfügt u.a. über einen stillgelegten Bahnhof, auf dem sehr alte, russische Loks stehen. Wenn die mal restauriert würden… Haapsalu schauten wir uns auch etwas genauer an. Auffällig waren die Unterschiede in der Architektur. Hier standen wirklich große und moderne Stadtvillen direkt neben (leider) teilweise verfallenden Holzhäusern, wie man sie viel in Estland sieht. Einen Besuch wert ist die Bischofsburg aus dem Jahre 1279.

Eine der alten russischen Loks in Haapsalu

Eine der alten russischen Loks in Haapsalu

Ein typisches (hier gut erhaltenes) Holzhaus in Estland

Ein typisches (hier gut erhaltenes) Holzhaus in Estland

Wir waren nun nur noch ca. 160 km von unserem Reiseziel Tallinn entfernt. Eigentlich wollten wir daraus zwei entspannte Touren um die jeweils 80 km machen, aber aufgrund fehlender bzgl. unattraktiver Campingmöglichkeiten, mussten wir am vorletzten Tag um die 120 km fahren, bis wir auf einem der vielen im Baltikum ausgewiesenen Wildcampingplätze ankamen. Dieser lag direkt an der Ostsee!

In Estland gibt es div. solcher Stellen, häufig wie unser in unmittelbarer Nähe zum Wasser. Im Normalfall findet sich dann dort ein Plumpsklo (ja, da muss man dann durch), sowie ein zwei Sitzmöglichkeiten und ggf. sogar ein Grill und/oder eine Feuerstelle. Statt einer Dusche springt man dann halt in die Ostsee. Wir haben dieses Angebot 2x genutzt – ist zu empfehlen 🙂

Wildcampen an der Ostsee

Wildcampen an der Ostsee

Steilküste kurz vor Tallinn

Steilküste kurz vor Tallinn

Somit waren es dann am letzten Tag nur noch knappe 40 km, die wir entspannt in Tallinn reinrollten. Hier verbrachten wir dann noch den kompletten Samstag und stürzten uns ins Tourigewimmel. Tallinn ist für ein verlängertes Wochenende sehr zu empfehlen. Die Altstadt ist (trotz der inflationären Souvenirbuden) wirklich sehr sehenswert.

Blick auf einen Teil von Tallinns Altstadt

Blick auf einen Teil von Tallinns Altstadt

Sonntag ging es dann früh Richtung Flughafen. Neben unseren Equipment hatte Carsten noch eine dicke Erkältung mit Fieber und allem was dazu gehört im Gepäck, welche ihn am vorangegangenen Tag eingeholt hatte. Gott sei Dank fanden wir eine ganz nette Straßenbahn-Führerin, die uns trotz Fahrradverbots in die Bahn ließ und wir so zum Flughafen kamen. Hier hieß es noch die Räder auseinanderzubauen, transportsicher (soweit möglich) zu verpacken und empfindliche Teile mit Luftpolsterfolie, die wir uns noch im Baumarkt den Tag zuvor gekauft hatten, zu sichern. Das hat inkl. dem Flug alles sehr gut geklappt: Die Räder als auch unser Gepäck und wir auch (!) kamen heil in HH an.

Unsere "verpackten" Räder

Unsere „verpackten“ Räder

Dann noch schnell mit ganz vielen anderen Rennradfahrern in den dann völlig überfüllten RE, denn was wir nicht wussten war, dass an dem WE noch ausgerechnet die Cyclassics stattfanden. Naja, mit ein bissl Fahrrad-Tetris war dann auch dieser Teil unserer Heimreise möglich 🙂

Und hier noch unsere Radtour im Überblick

Tag 1
Strecke: Danzig – Campingplatz hinter Danzig
Streckenlänge: 17,7 km
Tag 2
Strecke: Campingplatz hinter Danzig – Frombork (Frauenburg)
Streckenlänge: 86,8 km
Tag 3
Strecke: Frombork (Frauenburg) – Kaliningrad
Streckenlänge: 69,7 km
Tag 4
Strecke: Kaliningrad – Nidden (Nida)
Streckenlänge: 93,5 km
Tag 5
Strecke: Nidden (Nida) – Palanga (Polangen)
Streckenlänge: 80,7 km
Tag 6
Strecke: Palanga (Polangen) – vor Liepāja (Libau)
Streckenlänge: 72,6 km
Tag 7
Strecke: vor Liepāja (Libau) – hinter Pāvilosta (Paulshafen)
Streckenlänge: 86,9 km
Tag 8
Strecke: hinter Pāvilosta (Paulshafen) – Abavas rumba
Streckenlänge: 90 km
Tag 9
Strecke: Abavas rumba – Mērsrags
Streckenlänge: 71,1 km
Tag 10
Strecke: Mērsrags – nach/auf Ruhnu
Streckenlänge: 10 km
Tag 11
Strecke: Ruhnu – Villamaa (Hiiumaa)
Streckenlänge: 85,2 km
Tag 12
Strecke: Villamaa (Hiiumaa) – Haapsalu
Streckenlänge: 63,6 km
Tag 13
Strecke: Haapsalu – Laulasmaa
Streckenlänge: 119 km
Tag 14
Strecke: Laulasmaa – Tallinn
Streckenlänge: 36,7 km

Ruhnu – ein Blick in die Vergangenheit

Montag, 13. August 2018

Die Nacht in unserer “Luxushütte“ war recht kurz: Krabbelgeräusche in der Bettdecke (vmtl ein Ohrkneifer, denn zwei weitere Kumpel hatten wir bereits vor die Tür gesetzt) sowie Temperaturen um die 14 Grad (unsere Tür war undicht und ließ die Nachtkälte rein), ließen uns nicht so recht zur Ruhe kommen. Gegen halb acht hieß es auf zum Hafen, weil um 8 Uhr unser Boot, ein alter Fischerkutter, ablegen sollte.

Ach wie naiv und romantisch war da noch meine Vorstellung von einer schönen und entspannten Überfahrt auf die Insel Ruhnu. Hätte ich geahnt, was da auf mich zukommt, hätte ich mir gleich noch ein paar von Mönchens „k.o.-Tropfen“ eingeholfen, die ich mir eigentlich für den Rückflug mitgenommen hatte. In diesem kleinen Kutter merkte man jede Welle und das Boot schaukelte von links nach rechts und es ging hoch und runter! Die Wellen hatten zu Spitzenzeiten bestimmt um die 2 m Höhe und das Heck, auf dem wir uns aufhielten, wurde regelmäßig überspült. Carsten meinte, es hätte auch schlimmer kommen können (bspw bei Regen), aber es brauchte eine Stunde (von insgesamt dreien für die Überfahrt!), bis ich das verinnerlicht hatte. Bis dahin brauchte ich nämlich um mich einigermaßen auf dieses Geschaukel und die Situation einzustellen.

Nach diesen gefühlt unendlich langen 3 Stunden kamen wir endlich auf Ruhnu an. Es ist eine hübsche sehr kleine Insel von nur ca. 11 km². Wir radelten einmal durch den einzigen Ort in der Mitte der Insel, bevor wir uns zu unserer heutigen Übernachtungsmöglichkeit aufmachten.

Wir bewohnen eine 1933 erbaute Reetdachhütte, damals noch von den Schweden bewohnt. Auf dem Gelände befinden sich einige weitere dieser Hütten. Die älteste ist von 1838! Insgesamt eine tolle Anlage.

Abendbrot gab es im Haupthaus nebenan. Ein Gericht (heute Klops mit Kartoffeln und Salat), entweder du magst es, oder du hast Pech 😉 Einen Kuchen zum Nachtisch gab es noch dazu.

Wir verkrümeln uns gleich in unsere Hütte und lauschen den Larven der Holzbockkäfer (Holzwürmer) die sich hörbar durch unsere Unterkunft fressen…

Die “Palsa“, unser Kutter

Die “Palsa“, unser Kutter

Unsere Holzhütte von 1933

Unsere Holzhütte von 1933

Nix für große Leute

Nix für große Leute

Urische Innenausstattung

Urische Innenausstattung

Die alte und neue Dorfkirche des Ortes

Die alte und neue Dorfkirche des Ortes